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Wie man zur BahnCard 100 kommt…

ich bin seit 15 oder 20 Jahren Inhaber einer BahnCard50, Bevor sie mir zum. 1. 9. wieder verlängert würde, habe ich eine BahnCard100 beantragt. Rechtzeitig, Mitte Juli.

Erstaunt war ich über die technische Umsetzung: Man muss ein PDF-Dokument herunterladen, ausfüllen, signieren und zusammen mit einem Foto an eine Mail angehängt einsenden, einschließlich einer Abbuchungserlaubnis.

Dieses Verfahren ist vollkommen absurd, nachdem ich ja ein eigenes Konto auf bahn.de habe, meine Daten alle erfasst sind, geeignete Online-Formulare binnen Minuten eingestellt wären. Aber offenbar werden die „Anträge“ alle (gemeinsam mit den irgendwo an Bahnschaltern ausgefüllten) von bedauernswerten Verwaltungsmitarbeitern abgetippt!?

Dachte ich, offenbar werden sie das eher nicht. Zwar habe ich noch eine Bestätigung des Eingangs meiner Mail erhalten, dann passierte aber: Nichts. Eine neue BC50 kam auch nicht, schließlich habe ich die dafür an mich verschickte Rechnung nicht bezahlt – ich will ja keine mehr.

Nach 3 Wochen habe ich versucht anzurufen. Nach 40 Min Wartezeit meinte eine genervte Mitarbeiterin, ich solle weiter auf die Bearbeitung warten, „auch mal etwas Geduld haben“.

Wiederum zwei Wochen später habe ich eine Nachfrage per Mail geschickt – an die Email-Adresse für BahnCard-Kunden und über das online-Portal. Eingangsbestätigung, dann keine Reaktion.

Eben hatte ich in Frankfurt eine knappe Stunde Aufenthalt und dachte, ich schau mal ob mir das „Reisezentrum“ helfen kann. Im Vorraum eine lange Schlange. Grund: Man vergebe nicht mehr als „10-15“ Wartenummern, damit sich die Leute drinnen nicht zu nahe kämen, wegen Covid. Ach so.

Drinnen geriet ich dann an einen äußerst verständnisvollen jungen Mann. Der sagte, er könne nichts machen, außer die „Hotline“ anrufen.

Einfach eine BahnCard verkaufen werde er mir nicht. Ich sei ja im System und es bestehe die Gefahr, dass mir die Bahn dann nochmal eine schicke und doppelt abbuche. Er kenne Kunden, die dann ihre zweite BahnCard monatelang nicht losgeworden seien. „Das kann ich nicht verantworten“.

Er hat dann über eine Stunde telefoniert. Oder gewartet. Um ihn bildete sich eine Traube von zeitweise 4 Kolleginnen und Kollegen. Während die maximal 10-15 wartenden Kunden immer gereizter herumpöbelten.

Zwischenzeitlich ist mir noch ein anderes Problem eingefallen: Vor 7 Wochen hat die Bahn aus unerfindlichen Gründen alle meine Status- und Bonus-Punkte gelöscht. 6000 bzw 3000, in der Bahnwelt also schon ein gewisser Wert. Auch darüber habe ich mit Mitarbeitern zu sprechen versucht, auch deshalb habe ich Mails geschrieben. Ohne Reaktion. Mein neuer Freund wusste auch nicht weiter.

Am Ende bin ich unverrichteter Dinge gegangen. Nachdem man mich aufgefordert hatte, doch mal „später abends“ anzurufen. „Dann haben die Kollegen vielleicht mal Zeit.“

„Wenn ich eine Alternative zur Deutschen Bahn hätte, wäre ich längst dort“ habe ich meinem neuen Freund gesagt. „Ich auch“, war seine Erwiderung.


Das Ende vom Lied: Ich hab eine vorläufige BC100. Nachdem mir sogar die Dame am BahnCard-Telefon der Deutschen Bahn „privat und unter uns“ empfohlen hatte, Abstand von jeder Verkaufsstelle der DB zu halten („Reisebüros und Bahnagenturen stellen die Dinger einfach aus und warten nicht auf zentrale Bearbeitung“ habe ich das Angebot aus Schöneberg, einfach vorbeizukommen genutzt. Überweisen musste ich klassisch vom Girokonto (man ist ja schon froh, nicht ne trächtige Kuh oder zwei Eber mitbringen zu müssen) und gegen ein Foto auf Papier und ne handschriftliche Unterschrift gab es einen schönen klassischen DB-Ausdruck auf Ticketpapier.


Nein, es war doch noch nicht das Ende. Meine vorläufige BahnCard galt bis zum 21. Oktober. Die endgültige hätte (vom 10. September ab gerechnet) „binnen 3 Wochen“ kommen sollen. Sie kam nicht. Eine Rückfrage am 10. Oktober blieb unbeantwortet. Am 18. habe ich die auf der vorläufigen Bahncard aufgedruckten „Hotline“ angerufen. Nach 38 Minuten nahm ein freundlicher Herr meine persönlichen Daten auf und erklärte sich für unzuständig. Er werde mich an den BahnCard-Service weiterleiten. Meine Rückfrage: „Ich dachte mit dem telefoniere ich?“ beantwortete er mit „Ja!. ähm: nein Ach, ist doch egal. Moment bitte.“ Nach einer weiteren knappen halbe Stunde in der Warteschleife riss die Verbindung ab.

Am Tag darauf habe ich es wieder versucht. Wieder dauerte es eine gute halbe Stunde. Diesmal nahm eine Frau meine persönlichen Daten auf. Sagte lachend: „Na, Sie haben ja wirklich eine Odyssee hinter sich. Sie haben die Karte also zweimal bei uns bestellt und dann extern gekauft? Am 10. 9.? Aber warum rufen Sie heute wieder an? Hier steht, dass der Versand gestern aufgrund ihres Anrufs „beschleunigt abgewickelt“ worden sei.“

Heute war die Karte im Briefkasten.

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Autor

Diplom-Ökonom, Diplom-Politologe, MSc. in European Accounting and Finance Geschäftsführer bei polyspektiv, Vorstandsmitglied bei der EBD Wohnhaft in Berlin und in der Pfalz