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Laschet vs. Söder: Es geht um viel mehr

Mich beunruhigt das Aufeinanderprallen zweier Welten innerhalb der CDU. Seit Jahren. Aber heute ganz besonders. Dabei ist die Idee der Union doch die eines breiten Zusammenschlusses, basierend auf gegenseitigem Respekt. Eine Partei, in der es wichtig ist, dass alle gehört werden – von der CDA bis zur MIT, von der Jungen- über die Frauen- bis zur Seniorenunion. Weil man so gemeinsam stark ist, weil man so einen Konsens finden kann, der auch in der Gesellschaft konsensfähig ist.

Auf der einen Seite der aktuellen Konfrontation steht eine Gruppe, die eine irrsinnige Angst davor hat, dass die CDU den Bach hinuntergeht. Dass unter den Bedingungen einer populistischen Stimmungsdemokratie nicht mehr zu leisten ist, wofür die Partei doch stehen will: Für durchdachte, klare, gute Politik. Dass man nach Meinungsumfragen nichts von dem hätte umsetzen können, worauf man gemeinsam stolz ist: Soziale Marktwirtschaft, Westintegration, Wiederbewaffnung, Europäische Einigung, Deutsche Einheit. Dass die anstehenden Fragen die Fähigkeiten der CDU geradezu herausfordern und verlangen. Diese Gruppe – auch und vor allem in verantwortlichen Positionen – hat vor Augen, wie schnell und geräuschlos eine Reihe von Partnerparteien untergegangen sind oder entkernt wurden, nachdem sie sich von Populisten und Stimmungen treiben ließen.

Auf der anderen Seite stehen diejenigen, die den Eindruck haben, dass hier etwas Überholtes verteidigt wird. Die sich bevormundet und missachtet fühlen von Funktionären. Deren Autoritätsglaube nicht mehr derselbe ist wie vor 30 Jahren. Die sich aus sozialen Medien informieren und dort vernetzen, die nicht mehr gebannt einem Bernhard Vogel oder Wolfgang Schäuble lauschen, wenn die die Welt erklären. Die erlebt haben, wie unter Merkel immer weniger Politik gemacht sondern nur noch Krisen bewältigt wurden. Wie ohne einen Gestaltungsanspruch die Konsensmaschine CDU trockengelaufen ist. Sie erleben die Angst der zuvor Beschriebenen als Angst um Pfründe. Oder scheinen Sie einfach nicht zu verstehen.

Es wäre viel gewonnen, wenn die Erstgenannten endlich begreifen würden, dass die CDU sich modernisieren muss, um heute bestehen zu können. Dass sie einladend werden muss, aktiv, lebendig, interessant. Und dass es dafür mehr braucht als das 17. Konzept einer „Mitmachpartei“, das beklatscht werden darf, bevor es in die Ablage kommt. Und wenn die Ungeduldigen anerkennen könnten, dass es ihren „Gegenspielern“ um etwas geht, dass nicht Bösartigkeit, Ignoranz oder Egoismus sie treiben.

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Autor

Diplom-Ökonom, Diplom-Politologe, MSc. in European Accounting and Finance Geschäftsführer bei polyspektiv, Vorstandsmitglied bei der EBD Wohnhaft in Berlin und in der Pfalz