Eigentlich ergibt das alles keinen Sinn, was Putin da macht. Die Nato hatte eine Osterweiterung auf Sankt Nimmerlein vertagt – und zeigte massive Selbstzweifel, schien fast auf der Suche nach ihrem Sinn. Die Ukraine hatte er längst außenpolitisch gelähmt. Und der Westen hatte das Interesse an der Ukraine verloren, das Thema war aus den Schlagzeilen, die Solidarität eher rhetorisch. Und jetzt?
Die Nato einig wie nie, die Position zur Erweiterung („Tür grundsätzlich offen“) einmütig wie nie (sieht man von ein paar Nicht-Außenpolitikern in Berlin ab), Schweden und Finnen diskutieren einen Beitritt, die Ukraine ist weltweit in den Nachrichten. Und sie erhält Zusagen, es spielt sich eine reflexhaftere Identifikation mit ihr ein, im Westen gewöhnt sich die Öffentlichkeit daran, sich für die Entwicklung der Ukraine verantwortlich zu fühlen. Und im russischsprachigen Charkiv, wo Russland noch vor wenigen Jahren auf enge Verbundenheit zählen durfte, demonstrieren Zehntausende blaugelben Patriotismus.
Nato einig, Ukraine noch ein Stück weiter weg. Glückwunsch an die Strategen im Kreml.
Natürlich ist die Geschichte noch nicht zu Ende. Aber mir fällt keine Möglichkeit ein, diesen Effekt langfristig umzukehren. Die müssen eine unfassbare Angst vor selbstbewussten Bürgern haben, gerade in der Ukraine und Belarus, bei den „slawischen Schwestern und Brüdern“, um einen solchen Blödsinn zu veranstalten.