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Vom Differenzieren beim Umgang mit AfD-Anhängern

Unsere Demokratie lebt von Kompromissen. Davon, dass wir Lösungen finden, die für alle akzeptabel sind, die keinen über Gebühr belasten, bei denen sich jeder gesehen, wahrgenommen und respektiert fühlen kann. Da Interessen widersprüchlich sind, werden nie alle absolut zufrieden sein können. Damit Demokratie stabil sein kann, kommt es also auf den Blickwinkel an – darauf, das gemeinsam Erreichte in den Mittelpunkt zu stellen.

Populisten tun das Gegenteil. Sie stellen Unzufriedenheit in den Mittelpunkt, zeichnen Berge des Frusts, selbst wenn der Frust in seiner Gesamtheit schon rein logisch unmöglich beseitigt werden kann, weil Vorstellungen sich gegenseitig ausschließen. Sie addieren Beträge, ohne das Vorzeichen zu beachten.

Vielleicht sollten wir uns bemühen, beim Umgang mit den Anhängern der AfD und anderer populistischer Bewegungen mehr von dem zu zeigen, was wir umgekehrt von ihnen erwarten: Differenzierung. Die Bereitschaft, Geneinsamkeiten zu suchen und in den Mittelpunkt zu stellen. Denn die gibt es: Sorgen um Sicherheit und die Lebensbedingungen in der Zukunft, ein Bedürfnis nach Fairness, die Sehnsucht nach Frieden.

Das bewahrt uns sicher nicht davor, die Wahl der Mittel, nämlich Diffamierung, Lüge und Hetze, als solche benennen und scharf verurteilen zu müssen. Mit den Heißspornen dieser Partei lohnt der Dialog selten. Sie sind in der Regel rhetorisch geschult darin, jedes Gespräch abzuwürgen und – zumal vor Anhängern – die Konfrontation mit Demokraten aufrecht zu erhalten. Ihnen geht es um Spaltung, nicht um Zusammenhalt.

Aber vielleicht bewahren uns Differenzierung und das Ansetzen bei Gemeinsamkeiten davor, Diffamierung, Hass und Lüge mit Gleichem zu erwidern. Und vielleicht kann man so eine Basis schaffen für den Dialog mit denen, die für einen Dialog erreichbar sind.

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Autor

Diplom-Ökonom, Diplom-Politologe, MSc. in European Accounting and Finance Geschäftsführer bei polyspektiv, Vorstandsmitglied bei der EBD Wohnhaft in Berlin und in der Pfalz