Allgemein

Verunsicherung trifft Destabilisierung

Wieder eine intensive Woche mit viel Beschäftigung mit Politik, an unterschiedlichsten Orten, mit unterschiedlichsten Gruppen. Ein paar Gedanken, die mir durch den Kopf gehen:

1). Unsere Gesellschaft differenziert sich fortwährend aus, früher gängige Berufsbilder und Lebensentwürfe lösen sich auf. Interessenlagen werden komplexer und schwerer organisierbar. Auch deshalb verlieren traditionelle Formen der Organisation an Bedeutung. Gewerkschaften, Kirchen, Parteien und Verbände haben Rekrutierungsprobleme und sehen sich geschwächt.

2.) Rang und Titel sind immer weniger wert, sind für sich genommen immer weniger Grund für Anerkennung. Positiv daran: Man kann sich immer weniger hinter Privilegien verschanzen. Irritierend: Überforderung wird offensichtlich und beinruhigend.

3.) Parteien selektieren zu viel Personal nach Kriterien, die für erfolgreiche Politik nicht die relevanten sind. Und wer Komplexes nicht vermitteln, Heterogenes nicht integrieren und nicht mit Leidenschaft überzeugen kann, wer außerdem schnell die Nerven oder die Fassung verliert, trägt im Ergebnis mit bei zum Vertrauensverlust des repräsentativen demokratischen Systems.

4.) „Soziale Medien“ bieten fortwährend schlichte, emotionalisierte Zuspitzungen statt komplexer, sachlicher Beschreibungen. Zusätzlich verstärken sie durch ihre Echokammern die allgemeine Nervosität.

5.) Im Ergebnis treffen die Effekte von Klimawandel, Migration, Europäisierung, Globalisierung, Überalterung usw. auf eine zutiefst verunsicherte (und sich beständig medial selbst verunsichernde) Gesellschaft, die horizontal (siehe 1.) und vertikal (siehe 2.) destabilisiert ist.

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Autor

Diplom-Ökonom, Diplom-Politologe, MSc. in European Accounting and Finance Geschäftsführer bei polyspektiv, Vorstandsmitglied bei der EBD Wohnhaft in Berlin und in der Pfalz