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Arroganz fördert Dummheit (AfD)

Die „Alternative für Deutschland“ ist das Projekt einer vermeintlichen Elite, der die Erfahrungen aktiver Politiker sämtlicher Parteien fremd ist und die sich diesen maßlos überlegen fühlt.

Im Feld der Ökonomie hätte der Parteivorsitzende Bernd Lucke mit praktikablen Vorschlägen vor allem bei Teilen der CDU/CSU und der FDP offene Türen eingerannt. Seine AfD träumt jedoch von Großmachtpolitik über die Köpfe kleinerer Staaten hinweg, möchte Deutschland auf Kosten anderer europäischer Völker Probleme vom Hals schaffen und erkennt in einem Europa rivalisierender Nationalstaaten ein Idealbild, dem verlässlicher Umgang, Vertragstreue und gegenseitige Hilfe in der Not im Weg stehen. Damit legt sie die Axt an die Grundfesten der Bundesrepublik Deutschland und ihres überwältigenden ökonomischen und politischen Erfolges über die letzten sechs Jahrzehnte.

Ihre offenkundige Ahnungslosigkeit davon, wie man in einem komplexen parlamentarischen und föderalen System unter der Bedingung engster gegenseitiger Abhängigkeiten auf einem relativ kleinen Kontinent mit vielen Staaten Probleme wirksam löst, feiert die AfD als heroischen Tabubruch. Tatsächlich demonstriert sie damit ein geradezu atemberaubendes Maß an Dummheit.

Dass nicht ein einziger Politiker aus anderen Parteien mit Aussicht auf eine weitere Rolle dort sich der AfD angeschlossen hat, obwohl viele ihre ökonomischen und fiskalischen Bedenken teilen, hat offenbar kein Nachdenken ausgelöst. Unfähig zu begreifen, warum sie nicht wie erwartet in der Mitte der Gesellschaft offene Türen einzurennen in der Lage war, hat sich die AfD schließlich für jene geöffnet, die Lucke selbst ursprünglich als rechte Sektierer ablehnte. Die Partei versucht nun, sich mit plumpem, zumindest mehrdeutigen Populismus über die 5 %-Hürde trage zu lassen.

Der von Lucke selbstherrlich zur Schau gestellte Wahn, einmal im Bundestag allen die Augen öffnen, die CDU von ihren Grundprinzipien seit Adenauer abbringen und die öffentliche Meinung für sich gewinnen zu können, offenbart ein geradezu unfassbares Maß an arroganter Selbstüberschätzung und an Unfähigkeit, aus den Erfahrungen der letzten Monate zu lernen. Zumal mit Blick auf die Kandidatenliste schwer vorstellbar ist, wie mit diesem Haufen politikunerfahrener Verschwörungstheoretiker und Egomanen eine irgendwie präsentable und wirksame Fraktionsarbeit möglich sein könnte.

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Autor

Diplom-Ökonom, Diplom-Politologe, MSc. in European Accounting and Finance Geschäftsführer bei polyspektiv, Vorstandsmitglied bei der EBD Wohnhaft in Berlin und in der Pfalz