Die Nacht der Zeitumstellung rückt näher und unvermeidlich wird sie wieder aufflammen: Die Debatte über deren Sinn und Unsinn. Eine Debatte, die man wohl endlos führen kann und wird – weil viele Unzufriedenheit mit dem Status quo äußern, für eine Änderung aber keine Mehrheit in Sicht ist.
Das beginnt schon in Deutschland: Die Zahl der Anhänger der alljährlichen Umstellung ist überschaubar, aber die Befürworter einer Abschaffung geraten sich ganz schnell in die Haare über die Frage, ob es künftig „Normalzeit“ (Winterzeit) oder ganzjährige Sommerzeit geben sollte.
Noch komplizierter wird es, wenn man sich das Ganze im europäischen Rahmen anschaut. Wir haben eine große Zeitzone, die von der galizischen Atlantikküste bis zur Ostgrenze Polens reicht. Die Zeitumstellung zweimal im Jahr macht diese für alle Beteiligten vertretbar.
Wenn wir nun aber in der gesamten Zeitzone ganzjährig bei der Sommerzeit bleiben, verbringen die Spanier im Winter die Vormittage im Dunkeln. Bleiben wir umgekehrt ganzjährig in der Normalzeit, werden schon in Deutschland, erst Recht aber in Polen und der Slowakei die Sommerabende dunkel. In beiden Fällen wäre mit jeweils massivem Widerstand zu rechnen.
Vor diesem Hintergrund realistisch erscheint es allenfalls. nach einer Abschaffung der Sommerzeit die Zeitzonen neu zuzuschneiden. So könnten die Deutschen ganzjährig die bisherige Sommerzeit haben, indem sie (dann wohl mit Polen, Tschechen, Slowaken, Ungarn, Österreichern?, Italienern? den Bewohnern des Westbalkans?) in die osteuropäische Zeitzone zu den Balten, Rumänen, Bulgaren und Griechen wechseln. Aber was sagen dazu die Bewohner der Grenzgebiete zu Benelux und Frankreich?
Ich glaube, die Wette ist nicht verwegen, dass schlicht nichts passieren wird und dass wir nicht nur nach 40, sondern auch nach 50 und 60 Jahren Sommerzeit zweimal jährlich kurz dieselbe Debatte hochkochen werden. Wie eine liebgewonnene Marotte.