Vor 12 Monaten war ich mit eher deprimierenden Eindrücken aus der Ukraine nach Hause gekommen. Dieses Mal sollte das anders sein. Ich habe in Kiew Menschen getroffen, die nicht mehr über „den Staat“ sprechen, um sich davon abzugrenzen, sondern den Staat, eine vernünftige Politik, als ihre Aufgabe angenommen haben. All die Freunde, die vor einem Jahr depressiv von Auswandern gesprochen haben, sprühen vor Energie, sind nun in verantwortlichen Positionen. „Ein ganz normales Land“ wolle man werden – immer und immer wieder fielen diese Worte. Schlechte Politiker gebe es natürlich, aber: „Wer nichts taugt, wird nach Hause geschickt“ – so das ganz neue demokratische Selbstbewusstsein. Die Erfahrung der letzten Monate haben das Volk zusammenrücken lassen. Es vollzieht sich eine Nationenbildung im Schnelldurchlauf, ein atemberaubender Vorgang. Auch wenn die Lage am östlichen Rand unübersichtlich bleibt und auch wenn noch manche Herausforderung und mancher Frust auf die Ukraine warten dürfte: Was hier wächst wird bestehen bleiben.
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