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Sorge um die SPD

Sehr lange habe ich immer dagegen gehalten, wenn alle möglichen Leute der SPD das Totenglöckchen läuten wollten. Eine alte Partei mit hunderttausenden täglich aktiven und loyal arbeitenden Mitgliedern wirft so leicht nichts aus dem Gleis.

So langsam wird es aber auch mir unheimlich. Esken und NoWaBo sind ganz offensichtlich keine Vertreter der Parteibasis, sondern Repräsentanten einer sich bislang ignoriert fühlenden Gruppe im Funktionärsapparat der Partei. Welche Themen sie dieser Tage setzen, offenbart in meinen Augen, dass sie praktisch keine Vorstellung davon haben, wie ein durchschnittlicher SPD-Ortsverein tickt, was die Leute dort bewegt und antreibt. Und warum so viele an ihrer Auswahl gar nicht erst mitgewirkt haben.

Ist der Weg zu den vielen tausenden SPD-Mandatsträgern, die verlässlich und treu auf kommunaler Ebene ihre Arbeit machen, die Ortsvereine am Laufen halten und im Prinzip „die Partei“ sind, wirklich so weit? Wie kann man sich so in vollkommen absurden Positionierungen entlang der Vorstellungen einer kleinen, letztlich welfremden Blase orientieren – und glauben, so könne man politische Mehrheiten um sich versammeln?

Dass sie ihre Ankündigungen am Ende nicht durchsetzen (können), macht es nicht besser, sondern demonstriert täglich neu ihre Unfähigkeit. Wer soll sich mit so etwas gerne identifizieren? Wen soll es ermutigen, sich zur SPD zu bekennen? Wie will man dieses Gewürge als Aufbruch verkaufen?

Und ja: Mir macht das wirklich große Sorgen, auch wenn ich Mitglied bei der „Konkurrenz“ bin. Die SPD ist nicht irgend eine Partei, ohne sie gäbe es unsere parlamentarische Demokratie und unseren Sozialstaat nicht. Die Partei, die in schwierigen Situationen regelmäßig einen kühlen Kopf gewahrt und die Lage gerettet hat, ist damit überfordert, sich selbst zu verwalten.

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Autor

Diplom-Ökonom, Diplom-Politologe, MSc. in European Accounting and Finance Geschäftsführer bei polyspektiv, Vorstandsmitglied bei der EBD Wohnhaft in Berlin und in der Pfalz