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Als wüssten wir nicht, worum es geht

Zum erstem Mal seit fast 20 Jahren bin ich wieder in Buchenwald gewesen. Mit Freunden aus Italien. Ein schöner Sommertag. Dabei niederschmetternd und schmerzhaft.

Was einen da hart trifft ist die Erkenntnis, dass das Denken, das solchen Verbrechen den Boden bereitet hat, heute von 20 Prozent der Bevölkerung gut geheißen oder für nicht weiter außergewöhnlich gehalten wird: Die Vorstellung, als Herrenmensch über anderen zu stehen. Das Verschwindenwollen in der Masse, ohne jede persönliche Verantwortung. Die Verachtung von Ehrlichkeit, Anstand und Aufrichtigkeit als Schwäche. Die Gegnerschaft zum demokratischen Staat, zur Rechtsordnung, zu Gerichten und öffentlicher Kritik als unangemessene Einschränkung des „Volkswillens“.

Dass niederträchtigen Gestalten mit dieser Geisteshaltung jeden Tag wieder in unseren Vertretungen und Parlamenten auftreten, das eigene Weltbild ohne Rückgrat und politisches Interesse verbreiten und die eigene Dummheit für „Mut“ halten, ist eine unfassbare Schande für unser Land. Als wäre nichts gewesen. Als wüssten wir nicht ganz genau, womit wir es zu tun haben.

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Autor

Diplom-Ökonom, Diplom-Politologe, MSc. in European Accounting and Finance Geschäftsführer bei polyspektiv, Vorstandsmitglied bei der EBD Wohnhaft in Berlin und in der Pfalz