Vielleicht ist das, was wir da beobachten, ja doch vor allem die Überforderung mit Freiheit. Mit der Erwartung, Verantwortung zu übernehmen. Informationen zu prüfen, eigene Worte zu wägen und dazu zu stehen, eine differenzierte Position einzunehmen und zu vertreten. Auszuhalten, dass nicht alle Probleme leicht zu lösen sind. Und dass Situationen ambig sein können, dass Unterschiedliches zutrifft und trotzdem nicht so einfach zusammenpasst.
Dass nicht alle im Land dasselbe Grundvertrauen herausbilden konnten in uns, in unsere Fähigkeiten, in unser politisches System, in offene Debatten, in den Mut derer, die die Lage richtig lesen, in die Lernfähigkeit unserer Demokratie. Was besonders durchschlägt in Zeiten großer Verunsicherung, großer Ängste.
Rechtsextreme hat es immer gegeben, im Westen wie im Osten. Aktuell verfangen ihre schlichten, meist dummen und menschenverachtenden „Lösungen“. Und treffen im Osten auf ein größeres Bedürfnis, als im Westen. Hier und da gibt es die Verunsicherung, aber im Osten ist die Zahl derer, die Rechtsextremen hinterherlaufen, größer.