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Nachruf auf Papa

Kurz vor Vollendung des 75. Lebensjahres ist mein Vater Helmut Burgdörfer vor zehn Tagen gestorben. Der Tod hatte sich seit fast vier Wochen angebahnt. Eine Erlösung, ein erwartetes Ende eines erfüllten Lebens.

Auch für mich war er einst der fleißigste Mensch, den ich kenne. Arbeitstage von 5 Uhr bis in den späten Abend waren der Normalfall. Da war die Landwirtschaft mit Tierhaltung, mit Auszubildenden auf dem Hof, später mit Hofladen und Direktvermarktung. Da war das Engagement bei Kirche, Feuerwehr und Vereinen. Hinzu kam die Kommunalpolitik, davon 15 Jahre als Ortsbürgermeister – eine Fülle, die er ohne Mama an seiner Seite nie hätte bewältigen können.

Das Merkwürdige dabei erscheint mir aber heute, dass er für seine Kinder immer Zeit hatte. Immer. Und er hat mit mir Pläne gemacht, mich als Kind und Jugendlicher um meine Meinung gebeten. Prägende Momente, als er einem Landmaschinenhändler freundlich und bestimmt mitteilte, dass er hier gar nichts verkaufe, wenn er die Fragen seines damals 11-jährigen Sohnes nicht beantworte. Als ich eine Idee für einen besser passenden Dachstuhl hatte, bat er den Zimmermann, das mit mir zu klären. Später lagen wir uns mal vor Lachen in den Armen, als er zu Fuß über den Hügel zu mir herüberkam, weil er einen Traktor exakt im selben Sumpfloch versenkt hatte, wie ich ein Jahr vorher – damals von ihm quittiert mit Unverständnis für so viel dummen Leichtsinn. Als erwachsene Männer haben wir es uns gegenseitig oft nicht leicht gemacht. Vermutlich, weil wir uns so gut kannten. Die letzten vier Jahre nach seinem Schlaganfall waren dann noch einmal etwas ganz Neues, aber auch schön auf ihre Weise.

Seine Maximen sind mir immer präsent: Dass mit Reden nichts getan ist. Oder dass Leute, die alles so ganz genau wissen, in der Regel keine Ahnung haben. Oder: „Gegeneinander bringt doch nichts.“ Nach über fünf Jahrzehnten mit ihm bin ich nun seit zehn Tagen ohne ihn auf der Welt. Und irgendwie ist es sehr anders, auch wenn ich in jeder Situation weiß, wie er mich ansehen würde.

Vor dreißig Jahren bin ich weggegangen. In den letzten Tagen durfte ich eindringlich erfahren, was das ist: ein Dorf. Wie Ihr alle Helmut verabschiedet habt, war für unsere Familie eine beglückende Erfahrung und eine große Stütze. Vor allem aber ahnt ihr nicht, wie viel es ihm bedeutet hätte. Danke!

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Autor

Diplom-Ökonom, Diplom-Politologe, MSc. in European Accounting and Finance Geschäftsführer bei polyspektiv, Vorstandsmitglied bei der EBD Wohnhaft in Berlin und in der Pfalz