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Die Zukunft der Vergangenheit

„Den Gefallenen zum Gedächtnis, den Lebenden zur Anerkennung, den kommenden Geschlechtern zur Nacheiferung! Das walte Gott!“ – so zu lesen unterhalb einer 12 m großen Germania, die Richtung Frankreich schaut und als eindeutige Geste das Schwert nicht weggelegt hat. Deutsches Auftrumpfen nach dem Sieg 1870/71 und der Gründung des Deutschen Kaiserreiches in Versailles, sozusagen im Wohnzimmer Frankreichs, zwecks Erniedrigung. „Den kommenden Geschlechtern zur Nacheiferung!“

Der AfD-Spitzenkandidat bei der Europawahl Maximilian Krah ist auch heute ergriffen von deutscher Großmächtigkeit. Die auf Gegenseitigkeit basierenden europäische Verträge möchte er kündigen, Institutionen, die den europäischen Gemeinsinn verfolgen, möchte er beseitigen – schließlich seien wir Deutsche stark genug, den anderen unsere Vorstellungen zu unseren Bedingungen aufzudrücken. Laut AfD-Wahlprogramm sei die EU zu verlassen, wenn sich die anderen nicht AfD-Vorstellungen fügten. Als wüssten wir nicht, wo dieser dumme Chauvinismus hinführt. Das mit diesem Denkmal (und vergleichbaren Bauten andernorts) verklärte deutsche Kaiserreich ging als Monarchie unter im Ersten Weltkrieg begleitet von grossen Territorialverlusten, Reparationen und Auflagen – was besiegelt wurde wiederum in Versailles als Retourkutsche. Und dann folgte noch der Zweite Weltkrieg mit einer totalen Niederlage inkl. moralischen Bankrotts. Nicht zu vergessen, dass viele Millionen Menschen sinnlos für diesen Irrsinn sterben mussten.

Unser Grundgesetz beginnt wohlwissend mit den Worten „Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, von dem Willen beseelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa den Frieden der Welt zu dienen, hat sich das deutsche Volk (…) dieses Grundgesetz gegeben.“ Auch an dieser Stelle agiert die AfD nicht auf dem Boden des Grundgesetzes. In historischer Betrachtung ist diese Partei eine Schande für unser Land, mit Blick auf eine Zukunft in Frieden und Wohlstand eine Gefahr. Wir müssen ihr dieses Jahr in Wahlen (und mittels unzweideutiger Ansagen auch danach) ganz klar machen, dass es ihre erträumte große Zukunft nie gegeben hat.

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Autor

Diplom-Ökonom, Diplom-Politologe, MSc. in European Accounting and Finance Geschäftsführer bei polyspektiv, Vorstandsmitglied bei der EBD Wohnhaft in Berlin und in der Pfalz