Meine Geschichte – was bisher geschah

Breunigweiler (1972 – 92)

Meine Geschichte beginnt im Dorf Breunigweiler in Rheinland-Pfalz. Dort wuchs ich als ältester von drei Kindern in einer Bauernfamilie auf. Mein Vater führte einen für die Zeit großen Betrieb, bildete Landwirte aus und war vielfach aktiv, in Vereinen und in der Kommunalpolitik. Meine Mutter half ihm, das alles zu bewältigen.

Nach dem Kindergarten und der Grundschule in Sippersfeld habe ich bis zum Abitur 1991 das Wilhelm-Erb-Gymnasium in Winnweiler besucht. Ich war ein recht guter, aber kein exzellenter Schüler. Vor allem, weil ich neben der Schule sehr viel Anderes machte, zum Beispiel eine kirchenmusikalische Aubildung. Ich spielte in verschiedenen Bands und auch allein bei Hochzeiten und Dorffesten, schrieb für die Lokalredation der Rheinpfalz, war für zwei Jahre Schriftfüher des Kultur- und Sportvereins Breunigweiler.

Vor allem aber arbeitete ich immer sehr gerne auf unserem Hof. Mit viel Freude habe ich bei der Renovierung und beim Umbau von Gebäuden geholfen. Und noch viel lieber war ich mit dem Traktor auf unseren Feldern. Nach der Schule habe ich beim Heilpädagogium Schillerhain in Kirchheimbolanden, einem kirchlichen Heim für lernbehinderte und verhaltensauffällige Kinder, meinen Zivildienst abgeleistet.

Potsdam (1992 – 94)

Auf Potsdam fiel meine Wahl, nachdem ich mir im Sommer 1992 verschiedene Universitäten in Ostdeutschland angesehen hatte. Einer der Gründe hierfür war die Nähe zu Berlin. Vor allem aber ist Potsdam eine wunderbare Stadt zwischen mehreren Seen mit ausgedehnten Parks und schönen, interessanten Palastanlagen.

Die Universität Potdam war zu dieser Zeit im Umbruch. Nach einiger Zeit war man nicht mehr überrascht, wenn Gebäude aus Gründen des Denkmalschutzes einfach verschwanden, wenn Räume wegen Restaurierungen für Wochen gesperrt waren, wenn Professoren über Nacht „beurlaubt“ wurden und andere nicht zu den Vorlesungen erschienen, weil Lufthansaflüge aus Hamburg oder Saarbrücken gestrichen worden waren. Und als ich einmal um eine Auskunft bat, lautete die Antwort: „Naja, Sie kommen doch aus dem Westen – was denken Sie, wie sollten wir es machen?“
Es stellte sich als sehr schwierig heraus, in Potsdam eine Unterkunft zu finden. Das erste Jahr über lebte ich in einer „Datsche“ in Teltow – mein erstes „eigenes Haus“! Mit Hilfe einiger Freunde wurde daraus ein schöner Ort zum Leben und Studieren, auch wenn der „santitäre Standard“ eher düftig war….

Im zweiten Jahr bin ich dann in das damals nagelneue Studentendorf Griebnitzsee in Babelsberg gezogen. Direkt auf dem Campus, die S-Bahn-Station mit Zügen alle zehn Minuten nach Potsdam und Berlin vor der Tür sowie Wäldern und Seen in direkter Nachbarschaft – es war ein Traum!

Dennoch fühlte ich mich nach dem Abschluss des Grundstudiums nach einem Wechsel.

Gießen I (1994/95)

Ich wählte die Justus-Liebig-Universität Gießen für die Fortsetzung meines Studiums. Das Studienangebot und die Gebäude der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät waren mir sympatisch, auch persönliche Gründe spielten eine Rolle. Außerdem konnte ich in Marburg als Zweithörer politikwissenschaftliche Veranstaltungen besuchen.

Die Entfernung in meine Heimat erschien mir mit 180 km geradezu ideal – erreichbar am Wochenende, aber weit genug entfernt, um keine ständige Versuchung zu sein. Allerdings langweilte mich Gießen sehr schnell und ich suchte nach Möglichkeiten, ins Ausland zu kommen.

Göteborg (1995/96)

„Wenn Sie sofort zusagen können, hätte ich ab September doch noch einen Studienplatz in Göteborg in Schweden für Sie“ sagte mir die Mitarbeiterin des Erasmus-Büros am Telefon – lange nach der offiziellen Bewerbungsfrist. Und ich hörte mich sagen „Ja, da gehe ich hin…“

Ich brauchte nicht wirklich lange, um Göteborg auf einer Karte zu finden. Und Ende August 1995 bestieg ich in Kiel die Nordseefähre Stena Scandinavica. Am frühen Morgen war ich auf Deck, als wir das Kattegat verließen und Götaälven, den breiten Fluß der Göteborg durchquert, hinauffuhren. Nachdem wir eine faszinierende Brücke unterquert hatten, tauchte die Stadt aus dem Nebel auf…

Ich hatte nicht wirklich eine Entscheidung für diesen Studienort getroffen, aber es war unzweifelhaft eine phantastische Wahl: Handelshögskolan (School of Economics and Commercial Law), eine Einrichtung der Universität Göteborg, befand sich in einem nagelneuen Gebäude, das wenige Wochen später als bestes öffentliches skandinavisches Bauwerk 1995 ausgezeichnet wurde – vollkommen zu Recht! Nachdem ich mich entschieden hatte, nicht nur vier Monate sondern ein ganzes Jahr zu bleiben, wurde mein Leben immer anstrengender: Vorlesungen und Sprachkurse, eine Menge gemeinsamer Unternehmungen mit meinen Kommilitonen aus ganz Europa und dem Rest der Welt, die Mitgliedschaft im Unikorus, dem Universitätschor, später meine Interviews beim Automobilzweig von Volvo und nicht zuletzt die vielen Partys, bei denen man mit gleichzeitig mit südeuropäischer Ausdauer und skandinavischer Intensität zurechtzukommen hatte – es war einer der besten Abschnitte meines bisherigen Lebens!

Am Ende reichte ich dann sogar noch eine Master Thesis ein. Und ziemlich genau ein Jahr nach meiner Ankunft bestieg ich wieder die Stena Scandinavica – nun als ein in mancherlei Hinsicht anderer Mensch mit vielen neuen Freunden, eine Menge guter Erinnerungen und Erfahrungen sowie einem ersten Studienabschluss.

Gießen II (96/97)

Es war nicht wirklich eine Überraschung: Ich mochte Gießen immernoch nicht sehr. Ich beschloß, möglichst schnell mein Wirtschaftsstudium abzuschließen. Daher arbeitete ich intensiv an meiner Diplomarbeit und bereitete mich dann auf die Abschlußprüfungen vor. In meiner freien Zeit war ich wieder zuhause oder besuchte Freunde. Und im Juli 1997 nahm ich mein Zeugnis als Diplom-Ökonom entgegen.

Nach diesem Abschluß galt es zu entscheiden, wie es weiter gehen sollte. Einige Wochen arbeitete ich auf unserem Hof. Im August reiste ich über die Studentenorganisation AEGEE nach Belgrad und Skopje, vor allem weil mir der Umgang mit anderen Europäern fehlte. Und ich schrieb einige wenige Bewerbungen.

München (99-00)

Eigentlich hatte ich immer Politikwissenschaften und Wirtschaftswissenschaften studieren wollen – auch, um möglichst viele Bereiche der Europäischen Integration verstehen und durchdringen zu können. Und nach einigen Wochen des Zögerns beschloß ich, dieser alten Absicht treu zu bleiben und auch den Abschluß in Politikwissenschaften anzustreben.

Eine andere Entwicklung trug zu dieser Entscheidung bei: Auf einer Versammlung von AEGEE-Aktiven aus ganz Europa im ungarischen Veszprem 1997 wurde ich nicht zuletzt wegen meines etwas vorlauten Auftretens zum Präsidenten der „International Politics Working Group“ des Netzwerks gewählt. Zuerst habe ich mich ernsthaft und aufrichtig gesträubt, ahnte dann aber, dass dies durchaus interessante Erfahrungen versprach und dass es außerdem eine wertvolle Ergänzung zum Politikstudium sein konnte.

Nachdem ich mich über verschiedene Möglichkeiten informiert hatte, beschloß ich nach München zu gehen. Von einem Studienplatzangebot an der Sussex University in England konnte ich aus Kostengründen keinen Gebrauch machen. In München schrieb ich mich am Geschwister-Scholl-Institut für politische Wisschenschaften und an der Hochschule für Politik ein. Anfänglich verdiente ich mein Geld mit Jobs bei einer Versicherungsgesellschaft und einer Bank, später dann als wissenschaftliche Hilfskraft beim Centrum für angewandte Politikforschung. Hier entwickelte und implementierte ich zunächst ein System und neue Abläufe für die Kostenkontrolle der drittmittelfinanzierten Forschungsprojekte. Dabei konnte ich meine Erfahrung aus meiner Zeit bei Volvo sowie Kenntnisse aus meinem Studium in Schweden mit einbringen. Später dann wurde ich auch Assistent des Webmasters am Institut, bei dem ich sehr viel lernen konnte.

Im Juli 1999 schloß ich meine Diplomarbeit mit dem Thema „Die Europäische Gemeinschaft und der Zerfall der Föderativen Sozialistischen Republik Jugoslawien“ ab. Im Februar 2000 erhielt ich das Diplom der Hochschule für Politik München.

Auf Achse… (00-02)

Nach meinem Rücktritt als Präsident der „International Politics Working Group“ und einer für mich schmerzhaften Niederlage bei den Wahlen zu einer anderen Funktion in Poznan im November 1999 konzentrierte ich meine Aktivitäten bei AEGEE auf die Balkanregion. Eines der wichtigsten Projekte war „Kosovo – Understanding the Past, Looking Ahead„. Ich war auch einer der Initiatoren der Stipendienprogramms „Education for Democracy“ (EfD). Gleichzeitig nahm ich als Repräsentant der Organisation an Treffen des Europäischen Jugendforums, an verschiedenen Podiumsdiskussionen und an einer Veranstaltung in Nizza aus Anlass des dortigen EU-Gipfels teil.

Für den EfD-Stipendiaten-Jahrgang 2000/2001 koordinierte ich monatliche Seminare an verschiedenen Orten in Deutschland, Belgien, Polen, Italien und den Niederlanden. So hatte ich das Vergnügen, regelmässig mit einer Gruppe sehr interessanter und intelligenter junger Leute aus Serbien und dem Kosovo zusammen zu kommen. Viele von ihnen wurden Freunde. Aufgrund dieses Engagements wurde ich im Jahr 2000 für 2 Jahre in die Higher Education Working Group des damaligen Stabilitätspakts für Südosteuropa berufen, im Anschluss dann in die Kommission für Internationale Angelegenheiten der deutschen Hochschulrektorenkonferenz (HRK), in der ich noch bis 2007 mitarbeiten sollte.

Mit dem „Summit of 28„, einem Planspiel über die Entscheidungsfindung in einer erweiterten Europäischen Union, das ich konzipierte, vorbereitete und im Gebäude des Europäischen Parlaments anleitete, schloß ich Ende 2001 vier sehr interessante und lehrreiche Jahre bei AEGEE ab. Dass sich aus meinem Abschlussprojekt meine berufliche Existenz entwickeln sollte, konnte ich damals nicht wissen.

Berlin (seit 2003)

Seit einem Besuch in der noch geteilten Stadt 1988 habe ich mich Berlin, dieser sehr widersprüchlichen und vielfältigen Stadt, besonders verbunden gefühlt. Im Januar 2003 bin ich hingezogen. Zunächst war es meine Aufgabe, im April 2003 für das Bundespresseamt eine große Konferenz zur Arbeit an der Europäischen Verfassung zu organisieren. Dies erwies sich als phantastische, sehr lehrreiche Erfahrung – vor allem deshalb, weil ich sowohl für das Organisatorische als auch für das Inhaltliche verantwortlich war und damit viele eigene Vorstellungen verwirklichen und mit Leuten meiner Wahl zusammenarbeiten konnte.

Außerdem begann ich mit der Entwicklung eines Planspiels für den Besucherdienst des Deutschen Bundestages. Dieses Planspiel gehört seither zum regelmässigen Angebot des Deutschen Bundestages für Besuchergruppen und wird pro Jahr 120 mal durchgeführt. In der Folge haben wir es regelmässig erweitert und aktualisiert, außerdem ergaben sich eine Reihe von Folgeprojekten.

2007 habe ich gemeinsam mit Heidi Ness eine Agentur x3 gegründet, der wir nach zehn Jahren den neuen Namen polyspektiv gegeben haben. Ich betrachte es als großes Privileg, selbständig erfolgreich arbeiten zu können und gemeinsam mit einem wachsenden engagierten Team Ideen zu entwickeln, wie man Politik anschaulich vermitteln und Menschen zur Mitwirkung an einer demokratischen Gesellschaft befähigen kann. Dazu kam die Mitgliedschaft im ‚Team Europe‘, einem Expertenpool der EU-Kommission und schließlich ein Lehrauftrag an der Universität Koblenz-Landau.

Daneben stand immer mein europäisches Engagement. 2002 habe ich gemeinsam mit Freunden das Netzwerk Citizens of Europe gegründet und es für 10 Jahre geführt. Nach meinem Rückzug wurde ich 2014 in den Vorstand der Europäischen Bewegung Deutschland gewählt, einem Dachverband von rund 250 Organisationen und Institutionen, die in Deutschland das Ziel der Europäischen Einigung unterstützen. Dazu gehören neben vielen zivilgesellschaftlichen Gruppen auch Gewerkschaften und Wirtschaftsverbände, Akademien, Bildungseinrichtungen und politische Parteien. Mit großer Freude helfe ich dort dabei mit, aus den sehr diversen Interessen einen möglichst breiten europäischen Konsens herauszuarbeiten und zu vertreten. Daneben kümmere ich mich um Kontakte zu Verbänden in anderen europäischen Staaten und zum European Movement International. So habe ich beispielsweise eine Studienreise mit Vertretern unterschiedlicher Verbände in die Ukraine organisiert und halte Kontakte auf den Balkan und nach Polen.

Fortsetzung folgt…