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Strategische Illusionen

Ich bin immer wieder irgendwie gerührt und entsetzt vom Weltbild, aus dem heraus bei der Suche nach diplomatischen Lösungen zur Beendigung des Ukraine-Kriegs argumentiert wird.

Viele halten Nato-Mitgliedschaft und Neutralität oder EU-Mitgliedschaft für theoretische, formale Konzepte, bei denen man doch leicht Kompromisse machen können müsse. Die Ukraine will aber nicht rein symbolisch in die Nato, sondern um gegen russische Aggressionen geschützt zu sein. Ein Status, bei dem sie zwar nicht in der Nato ist, aber im Zweifel vom Westen verteidigt wird, ist für Russland kein Kompromiss. Einen neutralen Status ohne Verteidigung hat die Ukraine aktuell – und wir sehen, was er für das Land bedeutet.

Der Kreml ist auch nicht gegen eine EU-Annäherung, weil ihm blaue Flaggen mit gelben Sternen nicht gefallen, sondern weil er nicht möchte, dass in der Ukraine eine mit dem Westen eng verbundene, rechtsstaatlich organisierte Demokratie entsteht. Die wird er aber auch ohne EU-Mitgliedschaft zu verhindern versuchen.

Viele denken offenbar, dass es um „gesichtswahrende Kompromisse“ gehen könne. Implizit setzen Sie voraus, dass wir es auf der anderen Seite mit Leuten zu tun haben, die unsere Rationalität teilen Das ist aber offenkundig nicht der Fall. Und deshalb läuft der verzweifelte Appell an „mehr Diplomatie“ in anrührender Weise ins Leere….

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Autor

Diplom-Ökonom, Diplom-Politologe, MSc. in European Accounting and Finance Geschäftsführer bei polyspektiv, Vorstandsmitglied bei der EBD Wohnhaft in Berlin und in der Pfalz