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Mehr Samba, bitte!

Bummel über den Marktplatz der Demokratie.

Ein Marktbummel klingt nach entspanntem Schlendern, verlockenden Gerüchen, bunten Ständen, die zum Verweilen einladen. Ich bin gespannt darauf, was mich auf dem „Marktplatz der Demokratie“ erwartet!

Tatsächlich, auf dem Breitscheidplatz vor der Gedächtniskirche sind viele kleine, rot-weiße Marktbuden aufgebaut. Alles sieht ein bisschen chaotisch, aber trotzdem einladend aus. Ich verschaffe mir erst einmal einen Überblick und beginne mit einem Streifzug entlang der Stände. Vereine, die sich für Ausbildungsplätze, Demokratie, Toleranz, Frauen- oder Kinderrechte einsetzen, sind ebenso vertreten wie kleine Delegationen der Bundestagsparteien. Überall gibt es Broschüren. Wer die tatsächlich alle lesen will, hat vermutlich für die nächsten Abende ausgesorgt.

Zentraler Platz

Ich bleibe ich am Stand des Bündnisses „Demokratie jetzt!“ stehen, den Veranstaltern des Marktes. Mal schauen, ob ich hier noch ein paar offene Fragen klären kann. Die Veranstaltung heißt offiziell „Agora – Marktplatz der Demokratie“, was bedeutet das eigentlich? „Die Agora war im antiken Griechenland der zentrale Platz einer Stadt. Dort fanden Märkte und politische Versammlungen statt“, erfahre ich. Das Bündnis will mit der Veranstaltung eine Brücke von der antiken Wiege der Demokratie bis heute schlagen. Schwer beeindruckt verabschiede ich mich und schlendere zum Stand der „Initiative für das Europäische Bürgerbegehren“. Dort steht einsam Frank Burgdörfer und wartet auf „Laufkundschaft“. Großer Andrang herrscht allerdings nicht. „Die Leute sind ziemlich skeptisch. Hier kommen vor allem Touristen vorbei, die sich eher für die Gedächtniskirche interessieren“, bedauert der 35-Jährige.

Zaziki von Tzitzikia

Ein paar Meter weiter entdecke ich einen Stand, vor dem sich eine kleine Menschentraube gebildet hat. Als ich mich nähere, wird mir auch klar, warum: Es gibt kostenloses Fladenbrot mit Zaziki. Auch mein Magen knurrt und so reihe ich mich brav in die Warteschlange ein. Während ich warte, blättere ich eine Broschüre durch. So erfahre ich, dass ich bei „Ta Tzitzikia e.V.“ gelandet bin. Ein Frauennetzwerk, das sich in der Planung, Förderung und Durchführung politischer, kultureller und sozialer Projekte engagiert. Der Verein gehört zu den Initiatoren des Bündnisses „Demokratie jetzt!“ Gestärkt ziehe ich weiter und treffe auf eine kleine Gruppe Jugendlicher, die gerade dabei ist, es sich auf einer Bank bequem zu machen. Ich geselle mich dazu und frage, wie sie von der Veranstaltung erfahren haben. „Wir sind hier nur zufällig gelandet, eigentlich wollten wir zur Gedächtniskirche“, erklärt Lukas Kimmer aus Bischofsheim. Die beiden 17-Jährigen sind sich einig: „Die Idee ist gar nicht übel, aber das meiste hier ist einfach zu theoretisch.“

Samba und Trommeln

Weiter kommen wir mit unserer Unterhaltung nicht, denn plötzlich beginnt eine Sambagruppe auf einer kleinen Bühne in der Mitte des Marktplatzes zu spielen. Die Musiker in den bunten Kleidern entpuppen sich schnell als lautstarker Publikumsmagnet. Selbst zwei schon etwas ältere Damen können sich den rasselnden Rhythmen nicht entziehen und beginnen spontan mit einem kleinen Tanz. Von Theorie kann in diesem Fall wirklich nicht die Rede sein. Trotzdem: Der „Marktplatz der Demokratie“ ist ein Ort, an dem sich viele verschiedene Projekte, Vereine und Initiativen kennenlernen können. Um für Jugendliche interessant zu werden, hätte es mehr Möglichkeiten zum Mitmachen und Ausprobieren geben müssen. Eine offene Diskussion, Vorträge, Film- oder Theaterbeiträge hätten der Veranstaltung sicher noch ein wenig mehr Spannung verleihen können. Die Sambaband ist prima – von rhythmischen Trommelschlägen begleitet tänzele ich zurück zur U-Bahn-Station.

Kristin Ofer, 18 Jahre, Abiturientin aus Speyer

Quelle: Schekker

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Autor

Diplom-Ökonom, Diplom-Politologe, MSc. in European Accounting and Finance Geschäftsführer bei polyspektiv, Vorstandsmitglied bei der EBD Wohnhaft in Berlin und in der Pfalz

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